Plasma in Wien – der Schlüssel für eine unabhängige Pharmastrategie in Europa?

Shownotes

Wien gilt als „Plasmahauptstadt Europas“, aber wann werden Plasmaprodukte wie Immunglobuline überhaupt eingesetzt? Welche Herausforderungen kommen hinsichtlich der Versorgungssicherheit auf uns zu? Welchen medizinischen, aber auch volkswirtschaftlichen Wert hat eine (unabhängige) europäische Plasmaproduktion?

Warum es trotz der Komplexität und Langwierigkeit wichtig ist, die Herstellung von Plasmaprodukten in Österreich zu stärken und warum die Beteiligung der gesamten Bevölkerung dabei eine wichtige Rolle spielt – darüber sprechen Univ. Prof. Elisabeth Förster-Waldl, M.D., Leiterin des Bereiches Klinische Immunologie an MedUni Wien und Univ. Doz. Dr. Thomas R. Kreil, Leiter von Global Pathogen Safety bei Takeda in der 41. Folge von „Am Mikro|skop“ mit Moderatorin Martina Rupp.

Finden Sie hier noch weitere Informationen zu diesem Thema: Access To Care - Europe - PPTA, plasmazentrum.at und Immundefekte | Better Health, Brighter Future Die Produktion dieser Episode wurde von Takeda Pharma Ges.m.b.H unterstützt.

Wenn Sie mit uns in Kontakt treten wollen, schreiben Sie bitte an presse@fopi.at

Mehr Informationen und alle Podcast-Folgen unter fopi.at/podcast/ Produktion: Georg Gfrerer/www.audio-funnel.com Konzept und Grafik: accelent communications/www.accelent.at

Transkript anzeigen

00:00:03:

00:00:10: Wie funktioniert Arzneimittelproduktion, Forschung und Entwicklung?

00:00:14: Wie und wo wird geforscht?

00:00:16: Welche Position nimmt Österreich im internationalen Zusammenspiel ein und welche Mythen können mit einem Faktencheck erklärt werden?

00:00:24: Der Podcast am Mikroskop widmet sich dem Themenkreis Pharmazeutische Produktion, Forschung und Entwicklung.

00:00:32: Eine Initiative von Fachverband Chemische Industrie und Forum der Forschenden pharmazeutischen Industrie in Österreich.

00:00:39: Medienpartner des Podcasts ist Medmedia Relatus.

00:00:44: Folge einundvierzig.

00:00:46: Plasma in Wien, der Schlüssel für eine unabhängige Pharmastrategie in Europa?

00:00:53: Man nennt Wien Plasma-Hauptstadt Europas, aber wann werden Plasma-Produkte wie Immundlobuline überhaupt eingesetzt?

00:01:01: Welche Herausforderungen kommen hinsichtlich der Versorgungssicherheit auf uns zu und welchen medizinischen, aber auch volkswirtschaftlichen Wert hat eine unabhängige europäische Plasma-Produktion?

00:01:14: Darüber spreche ich heute mit Universitätsprofessorin Elisabeth Förster-Waldl, MD, Leiterin des Bereiches klinische Immunologie an der klinischen Abteilung für Neonatologie, pediatrische Intensivmedizin und Neuropädiatrie der Universitätsklinik für Kinder und Jugendheilkunde und des Comprehensive Centers for Inflammation and Immunity an der MedUni Wien und am AKH Wien.

00:01:39: Und Universitätsdozent Dr.

00:01:41: Thomas Greil, Leiter der Global Pathogen Safety bei Takeda, hallo.

00:01:46: Danke für die Einladung.

00:01:47: Schönen guten Tag, hallo.

00:01:49: Bevor wir über die Notwendigkeit und den Einsatz von Plasma-Produkten sprechen, vielleicht nochmal für unser aller Verständnis, Frau Prof.

00:01:56: Förster-Waldl, was ist denn Plasma genau?

00:01:59: Plasma ist ein sehr wertvoller Stoff aus unserem eigenen Blut.

00:02:05: Wir können uns vorstellen, mindestens fünfzig Prozent, eher fünfzig Prozent unseres Blutes, sind Plasma, wenn wir alle zellulären Komponenten, also weiße Blutkörperchen, rote Blutkörperchen entfernen.

00:02:19: Plasma ist zusammengefasst alles, also zum großen Teil, die Eiweißfraktion im Blut.

00:02:29: Und da werden so essentielle Dinge inkludiert, wie eben Immunglobuline, aber auch Albumin, absolut wesentlich für Gesundheit, Gerinnungsfaktoren, Stoffe, die wir dringend brauchen.

00:02:45: fürs Überleben und fürs gute Leben.

00:02:48: Aus Plasma können also Arzneimittel erzeugt werden.

00:02:51: Wofür werden die denn eingesetzt und für welche Personengruppe sind sie besonders relevant?

00:02:57: Unzählige Beispiele, wenn wir das Albumin als erstes Beispiel nehmen, weil es eben die größte Fraktion im Plasma ist, das brauchen wir kontinuierlich in der Intensivmedizin, bei Nierenkranken, bei Leberkranken.

00:03:13: Wir brauchen die Gerinnungsfaktoren, also das gesamte Plasma bei Blutungsstörungen und weil es meinem Thema am nächsten ist, selbstverständlich die Immunglobuline als ganz essentielle Fraktion für alle Menschen, die ein immunologisches Problem haben.

00:03:31: Immunglobuline oder Antikörper?

00:03:34: Immunglobuline und Antikörper sind quasi sich ergänzende Worte.

00:03:41: Immunglobuline ist der Überbegriff für alle jene Eibeskörper, die uns helfen, eben von der flüssigen Seite des Blutes Krankheiten, Krankheitserreger zu bekämpfen.

00:03:57: Das bedeutet, dass viele andere Behandlungen ohne Gabe von Immunglobulinen gar nicht möglich oder sinnvoll sind, oder?

00:04:04: Sinnvoll ist in dem Zusammenhang ein sehr wichtiges Wort, denn es gibt natürlich im Mundeffekt der Krankungen eine große Anzahl, sei es jetzt, dass die primär wären, also angeboren oder sekundär durch eine Therapie, die aber auch essentiell ist, erzeugt, wo die Menschen, die betroffen sind, sehr viel besser und sehr viel länger leben und überleben können, wenn sie diese essentiellen Eiweißkörper, die Immunglobuline, die Antikörperinfusionen erhalten.

00:04:38: Können Sie ein paar Beispiele sagen für primäre bzw.

00:04:41: sekundäre Immuneffekte?

00:04:43: Sehr gerne.

00:04:44: Primäre Immuneffekte, da ist es am einfachsten zu benennen, wenn wir einen angeborenen B-Lymphozyten-Mangel haben, das sind jene Zellen, die die Antikörper, die die Immunglobuline produzieren und produzieren müssen.

00:05:01: Es gibt genetische Faktoren, genetische Veränderungen, die eben angeboren sind.

00:05:07: Klassisches Beispiel Morbus Bruton, ein primäres Antikörper-Mangel-Syndrom, wo die Menschen ihre eigenen Antikörper, ihre eigenen Immunglobuline von Geburt an nicht produzieren können.

00:05:24: Diese Kinder und später Erwachsene, weil aufgrund einer guten Therapie, können diese betroffenen Menschen inzwischen gesund erwachsen werden, wenn sie die Immunklubolininfusionen erhalten.

00:05:38: Für diese Menschen ist es essentiell frühzeitig eine Diagnose zu bekommen und frühzeitig diese lebensnotwendigen, lebensrettenden Infusionstherapien zu erhalten.

00:05:49: Also vor hundert Jahren wäre so etwas ein Todesurteil gewesen?

00:05:53: Vor hundert Jahren haben diese Kinder meistens das erste Lebensjahr nicht überlebt, weil sie aufgrund von auch fehlenden antibiotischen Therapien frühzeitiger Infektionserkrankungen futrojant verstorben sind.

00:06:08: Und heute können Sie tatsächlich ein erwachsenendes, gesundes

00:06:12: Leben führen.

00:06:13: Genau.

00:06:13: Und Sie haben mich aber außerdem gefragt, nach den Sekundären im Hundeffekten, da gibt es natürlich eine zunehmende Anzahl an Beispielen, denn diese hoch effizienten onkologischen Therapien, die auch wieder lebensrettend sind, um maligene Tumoren zu bekämpfen oder auch immunsupressive Therapien, die gegeben werden müssen im Rahmen von schweren autoimmunologischen Erkrankungen, haben natürlich eine hohe Effizienz gegen die Tumoren, gegen die Entzündungen, aber sie haben auch eine hohe Effizienz quasi als Nebenwirkung gegen die Zellen des Immunsystems, die wiederum die Antikörper produzieren müssen.

00:06:57: Das heißt, es kann vorübergehend nach Therapie oder auch im Rahmen einer Therapie gegen Tumore, gegen Autoimmunerkrankungen zu sekundären Immundeffekten kommen, die auch wiederum behoben werden können durch Infusion von Immunglobulininfusionen.

00:07:17: Ist das wieder so ein Fall, wo die Gabel dieser Medikamente auch maßgeschneidert ist, je nach Krankheit der Patientin des Patienten?

00:07:25: Das ist möglich und das wird angewandt, ich sage dazu immer, auch wenn es ein ausgelierender Begriff ist, personalisierte Antikörpotherapie, weil es tatsächlich dann individuell auf die Bedürfnisse der einzelnen Personen zugeschnitten werden kann.

00:07:44: Frau Professor, diese Medikamente haben einen unerhört hohen medizinischen Nutzen.

00:07:48: Jawohl, ganz sicher.

00:07:49: Immer öfter wird aber auch der volkswirtschaftliche Wert von Therapien betrachtet, um bei der Investitionsentscheidung ein vollständiges gesellschaftliches Bild zu erhalten.

00:07:58: Wie ist das bei der Plasma Produktion?

00:08:01: Also ich bin sehr froh, dass Sie dieses Thema adressieren, weil sogar wie ich begonnen habe und so lang ist das jetzt auch wieder nicht her, wurde noch argumentiert, dass Plasma-Produkte zu teuer sind, Immunkelboline zu teuer sind, um sie wirklich breit den Betroffenen zur Verfügung zu stellen.

00:08:21: Da wurde argumentiert, dass man doch, wenn eine Infektion entsteht, auch ohne Weiters, ein damals eben schon zugängliches, sehr viel billigeres Antibiotikum geben konnte.

00:08:32: Was damals aber noch nicht klar dokumentiert war und das wissen wir aber jetzt, das ist Evidenz ganz festbelegt, dass wir, wenn wir diese Betroffenen nicht kontinuierlich mit Immunglobulinen substituieren, Organschäden aquirieren lassen.

00:08:54: Insbesondere die Lunge ist hier ein sehr gutes Beispiel.

00:08:57: Also wenn zum Beispiel Menschen wie die vorher erwähnten Morbus Bruton betroffenen, nicht von Anfang an eine konsequente Immunglobulin Substitutionstherapie erhalten, dann wird jetzt abgesehen von der inzwischen möglichen antibiotischen Therapie einer akuten Lungenentzündung die Lunge chronisch geschädigt durch eine laufend leichte Entzündung an den Alveolen, also an den ganz feinen Lungenabschnitten.

00:09:34: Heißt, wenn wir diese Entorganenschäden riskieren, dann hat das letztendlich eine so große, auch volkswirtschaftliche Kostendeffizienz, um es so auszudrücken, dass es sehr viel sinnvoller ist.

00:09:55: Und sehr viel, sehr viel gesünder ja sowieso für Betroffene frühzeitig diese Therapien zu erhalten, auch wenn sie natürlich kostenintensiver sind als billige Antibiotika.

00:10:12: Aber nicht kostenintensiver als eine langwierige, langzeitige COPD-Behandlung oder vielleicht sogar eine Transplantation.

00:10:19: Genau.

00:10:20: Sie treffen den Nagel auf den Kopf.

00:10:22: Die Kosteneffizienz ist definitiv gegeben und das ist auch inzwischen längst nachgewiesen.

00:10:28: Frau Professor, wie viele Personen sind denn in Österreich eigentlich auf die Versorgung mit Immunglobaldienern angewiesen?

00:10:34: Danke für diese Frage, die ich für ganz essentiell halte.

00:10:39: Es ist gar nicht einfach zu sagen, weil für unser Land hierfür keine exakten Zahlen existieren.

00:10:46: Es wird geschätzt.

00:10:48: aufgrund von unseren eigenen Registern, dass es mindestens tausend sein müssen.

00:10:54: Ich weiß aber, weil ich mich immer wieder auch mit den epidemiologischen Daten der Nachbarländern befasse, dass es mindestens die doppelte Zahl sein muss und dass, wenn wir es auf alle Immundefekte, die profitieren würden von einer Immunglublin Substitutionstherapie hochrechnen, die sekundären Immundefekte jetzt noch gar nicht dazugezählt, würden wir eher bei fünftausend bis zehntausend Personen landen, die medizinisch ganz enorm von diesen Therapien profitieren können.

00:11:28: Und wenn Sie mir jetzt sagen, fünf bis zehntausend auf eine Bevölkerung von acht Millionen ist ja gar nicht viel, dann mag das zwar richtig sein, aber wir bewegen uns natürlich mit einzelnen dieser Diagnosen im Bereich der seltenen Erkrankungen.

00:11:46: Und für die Betroffenen, selbst wenn es eine seltene Erkrankung ist, macht es klarerweise einen enormen Unterschied, ob sie mit ihrer Erkrankung eine richtige und lebensverändernde Therapie bekommen können.

00:12:00: Ich

00:12:01: möchte hier vielleicht nur ergänzend hinzufügen.

00:12:02: Die Elisabeth hat vorher schon die Evidenzbasis illustriert.

00:12:06: Ich glaube, es ist ganz wichtig, dass Sie kontextualisieren für weltweit.

00:12:09: Die Weltgesundheitsorganisation führt eine Liste an sogenannten essentiellen Medizinprodukten.

00:12:14: Und dort sind die Munkurbrine gelistet.

00:12:16: Und die Kriterien, dass solche Produkte auf diese Liste kommen, sind, sie müssen also bewiesenermaßen sicher und effektiv sein, aber sie müssen auch kosteneffizient sein.

00:12:25: Und wenn die Weltgesundheitsorganisation diese Entscheidung trifft für alle Länder dieser Erde, also auch Länder, denen es ökonomisch nicht ganz so gut geht wie Österreich, dann glaube ich, muss man über dieses Thema nicht weiterreden.

00:12:37: Wir halten fest, Herr Dozent, Dr.

00:12:39: Kreil, der Bedarf ist steigend.

00:12:42: Jetzt meine Frage.

00:12:44: Ich habe nur gewusst, dass man Blut spenden kann.

00:12:47: Ganz enorm wichtig.

00:12:49: Blutspender werden immer gesucht.

00:12:50: Wusste aber nicht, dass man Plasma spenden kann.

00:12:54: Wie funktioniert denn das?

00:12:55: Wie werden die Produkte hergestellt?

00:12:58: Das sind zwei ganz wichtige Aspekte in Ihrer Frage.

00:13:01: Das erste ist ein Versagen der Kommunikation, wenn bei Ihnen nicht angekommen ist, dass man Plasma spenden kann.

00:13:08: Das ist ein Austriakum, wenn man so möchte.

00:13:10: In Deutschland gibt es vom Gesundheitsministerium beauftragt den sogenannten Arbeitskreis Blut, der für die Sicherheit und die Versorgung mit Blut und Plasma verantwortlich ist, also beides.

00:13:24: Sie haben ein bisschen angesprochen, dass die beiden Dinge oft vermengt werden und da haben sie ein bisschen auch recht.

00:13:29: Es kommen die Rohstoffe für beide Interventionen aus genau dasselben Wehne.

00:13:32: Und deswegen ist im Volksmutter schon nicht das eine erjunktimiert mit dem anderen.

00:13:36: Aber es sind zwei ganz unterschiedliche Interventionen.

00:13:39: Das eine ist eben eine Vollblutspende.

00:13:41: Das heißt, da werden, wie wir vorher gehört haben, die Flüssigen und die zellulären Bestandteile abgenommen.

00:13:46: Deswegen darf man das auch nicht wahnsinnig oft im Jahr machen, weil da braucht der Spender auch eine Zeit, bis er sich wieder erholt hat davon.

00:13:53: Bei Plasma wird allerdings nur der flüssige Bestandteil entnommen, also alle Zellolegankomponenten, die für die Fraktionierung ja nicht notwendig sind, verbleiben bei ihnen.

00:14:02: Werden wir da zurückgeführt in meinen Kreislauf?

00:14:05: Und deswegen kann das deutlich öfter gemacht werden.

00:14:07: Wie oft denn?

00:14:08: In Österreich ist es reguliert, dass man ungefähr einmal in der Woche das tun kann.

00:14:11: Bei Blutspenden ist es so, dass man das nur so alle zwei Monate machen kann ungefähr.

00:14:15: Also es ist ein ganz, ganz unterschiedliches Vorgehen, dass da zur Anwendung kommt und deswegen auch ganz unterschiedliche Spenderschutzbedingungen.

00:14:23: Gut, also das war jetzt mal der Punkt Entnahme.

00:14:27: Wann kommt dann meine Spende beim Patient dann bei der Patientin?

00:14:31: Das ist ein sehr, sehr langer Prozess.

00:14:33: Und Elisabeth hat uns vorher schon daran erinnert, wie viele verschiedene Proteine in diesem Plasma enthalten sind.

00:14:38: Wir reden da über viele Hunderde.

00:14:40: Und deswegen gibt es da sehr komplexe Reinigungsprozesse, die aus dem Plasma in der Lage sind, die dann therapeutisch verwendete Fraktionen heraus zu isolieren.

00:14:49: Das heißt, der ganze Prozess beginnt so, dass wir Tausende Plasmaspenden sammeln müssen.

00:14:55: Die werden in einen Pool zusammengebracht, damit das eben ein konsistenter Rohstoff ist, der möglichst gleich zwischen den unterschiedlichen Poolzimmer ist.

00:15:03: Und damit geht ein sehr komplexer Aufreinigungsprozess, der eben aus diesen hunderten Proteinen das herausreinigt, was jeweils für den einen Patienten notwendig ist.

00:15:11: noch dazu verbremt mit allen möglichen Sicherheitsauflagen, damit es eben nicht in der Geschichte zu Virus-Sicherheitslehmann kommen kann.

00:15:18: Das ist mittlerweile alles sehr gut kontrolliert, aber es ist ein sehr langer Prozess, der im Endeffekt viele Monate dauert, bevor das Präparat am Schluss beim Patienten ankommt.

00:15:27: Man hat schon versucht, Plasma künstlich herzustellen.

00:15:31: Ist das gelungen?

00:15:32: Oder ist es am Weg, dass es hier einen Durchbruch gibt?

00:15:36: Ja, ein.

00:15:37: Es gibt tatsächlich also Krankheitsbilder, wo es mittlerweile auch schon synthetischen und anfügungszeichen Ersatz gibt.

00:15:43: Also speziell in der Hämophilie ist es so, das war früher nur mit Plasma-Derevaten behandelbar.

00:15:48: Mittlerweile ist es so, wenn einem das rekombinante Alternativen, also biotechnologisch erzeugte, Behandlungsmöglichkeiten, dort ist das gelungen.

00:15:56: Aber beim Themenbereich, den die diese vorher angesprochen hat in der Immunologie, Diese Antikörperkonzentrate sind unersetzbar, das ist biotechnologisch nicht darstellbar und deswegen ist Plasma dort die einzige Behandlungsoption.

00:16:08: Der Mensch ist unerreicht.

00:16:10: Das ist wohl richtig so, ja.

00:16:12: Europa bezieht derzeit rund dreißig bis vierzig Prozent seines Bedarfs an Plasma aus den USA.

00:16:19: Eine nachhaltige Versorgungsstrategie in der heutigen Zeit.

00:16:24: Also meine persönliche Meinung ist, Klar, das ist nicht resilient.

00:16:29: Ich persönlich muss sagen, ich wundere mich, weil vor einigen Jahren unter dem Eindruck der Covid-Pandemie in Europa ja die pharmazeutische Resilienz ein riesiges Thema war.

00:16:37: Und eigentlich haben wir damals alle gehofft, dass diese Resilienz-Anstrengungen auch Früchte tragen werden.

00:16:43: Aber schauen wir jetzt Covid schon lange her und deswegen sehe ich da mittlerweile weniger Aktivitäten.

00:16:48: Aufgrund der momentanen politischen Verwerfungen ist das wieder ein Thema geworden.

00:16:53: Aber ja, in der Plasmaversorgung ist Europa von Resilient weit entfernt.

00:16:57: Es gibt da zwar Anstrengungen, die aber, finde ich, momentan deutlich zu kurz greifen.

00:17:04: Und es liegt nicht daran, dass man nicht weiß, was zu tun wäre, sondern es liegt eher an einem mangelnden Willigen der Entscheidungsträger.

00:17:11: Was kann Europa tun, um die eigene Produktion von Plasmaprodukten zu stärken?

00:17:16: Und was könnte Österreich unterstützend beitragen?

00:17:20: Das ist relativ klar bekannt.

00:17:22: und zwar ist es so, dass momentan in Europa nur vier Länder Plasma auf dem Maßstab aufbringen, der auch für eine adäquate Versorgung ihrer eigenen Patientenpopulation und sogar noch ein bisschen mehr ausreichend ist.

00:17:35: Und der Unterschied zwischen diesen vier Ländern und den anderen europäischen Ländern ist ja, dass in diesen vier Ländern es eine Aufwandsentschädigung für Plasma-Spender gibt.

00:17:44: Ich möchte noch einmal rekurrieren zu dem, was ich vorher gesagt habe.

00:17:47: Bei einer Blutspende, wo ich vielleicht ein paar Mal pro Jahr Blutspenden gehe, das ist nicht remuneriert, das heißt es gibt noch keine Aufwandsehentschädigung, aber das kann ich eben nur ein paar Mal im Jahr tun.

00:17:58: Bei der Plasmaspende ist es so, dass bis zu einmal pro Woche gespendet werden kann.

00:18:02: Und da muss man wohl zur Kenntnis nehmen, dass das für den Spender ein sehr viel größerer Aufwand ist, nämlich der zeitliche Aufwand zum Zentrum zu kommen, die Spende abzugeben, wieder zurückzufahren.

00:18:12: Und dieser zeitliche Aufwand wird eben kompensiert in Österreich und wie gesagt in Summe nur vier Ländern in Europa.

00:18:18: Dort funktioniert es aber.

00:18:20: Das heißt, dieses Konzept der Aufwandsentschädigung breiter in Europa verfügbar zu machen, das würde die Resilient, bezüglich der Plasmaversorgung, jedenfalls verbessern und ich glaube sogar diese Abhängigkeit von Amerika absolut aufheben.

00:18:34: Was sollte Europa nicht

00:18:36: tun,

00:18:36: um die Versorgung in Europa nicht zu gefährden?

00:18:40: Es gibt momentan viele Diskussionen, ob man nicht weitere Einschränkungen rund um die Plasmarspende in Österreich und in Europa implementieren sollte.

00:18:49: Das wäre besonders umvorteilhaft, weil gerade Österreich ein Rollenmodell für Europa sein sollte.

00:18:55: Also Österreich und auch Deutschland haben sehr, sehr reife Plasmarspende Regularien, die auf der einen Seite den Spender Schutz garantieren, aber auf der anderen Seite auch eine adäquate Aufbringung garantieren.

00:19:05: Ich habe vorher schon angesprochen, den deutschen Arbeitskreis Blut vielleicht als Rollenmodell.

00:19:09: Wenn von Gesundheitsministerium verstanden würde, dass es eine gemeinsame Sicherstellung von sicherem und adäquaten Aufkommen geben muss für beide Komponenten, weil es gibt da und dort Patienten, die eben kritisch mit ihrer Lebensqualität auf die Verfügbarkeit angewiesen sind, dann könnte dort die Versorgungslage von Europa relativ einfach unter Anführungszeichen, natürlich immer in einem politischen Kontext zu sehen, sehr viel besser werden.

00:19:35: Wie kommt Wien zu der schmeichelhaften Bezeichnung Plasma-Hauptstadt Europas?

00:19:42: Das ist natürlich primär, mal in der Geschichte zu suchen.

00:19:45: Es ist mittlerweile fast siebzig Jahre her, dass in Wien unternehmerisch und auch wissenschaftlich besonders aktive Familien, drei Gründer, wenn man sie mal möchte, eine Plasma-Aufbringung und Faktionierungsanlage gestartet haben.

00:20:00: Das, was heute Takeda ist mit einigen tausend Mitarbeitern, das ist eben früher die Immuno gewesen, die über all diese Jahrzehnte ein Rollenmodell gewesen ist, international.

00:20:11: Und zwar ein Rollenmodell in vieler der Hinsicht.

00:20:14: Es ist begonnen worden mit Aferese Plasma zu sammeln, das heißt volumenseffizient.

00:20:19: Es ist genauso begonnen worden aus diesem Plasma, jedenfalls weit über zehn verschiedene medizinische Interventionen herauszureinigen.

00:20:27: Das Ganze mit einer großen Forschungs- und Entwicklungsaktivität verbremt.

00:20:30: Und heute ist es so, dass Takeda als Fünfzigtausend Mitarbeiterkonzern weltweit einige Zentren global für Exzellenzdienstleistungen in Österreich noch immer betreiben.

00:20:43: Eben aufgrund dieser Geschichte.

00:20:44: Und deswegen ist es so, dass dieser, ich finde, schmeichelhafte, sondern sehr realistisch gewählte Terminus Plasma Hauptstadt für Wien zutrifft.

00:20:51: Habe ich jetzt noch zwei Fragen dieser Entwicklung.

00:20:55: Wie kann man die zeitlich verorten?

00:20:56: Wie viele Jahrzehnte wurde das entwickelt?

00:21:00: Wie gesagt, in den fünftiger Jahren ist die Immuno damals gegründet worden.

00:21:04: Und nach den verschiedensten Firmenübergängen, die ich persönlich alle miterleben durfte, ist es eben heute Takeda und ist aber noch immer in der Plasma-Faktionierung ein ganz dominant wichtiger Standort.

00:21:15: Also auch im Takeda-Netzwerk ist Wien der größte Standort für die Plasma-Faktionierung.

00:21:20: Wenn wir über die Wertschöpfungskette sprechen, sprechen wir natürlich auch über Arbeitsplätze, in dem Fall hochqualifizierte Arbeitsplätze.

00:21:27: Von wie vielen sprechen wir

00:21:29: da?

00:21:29: In Österreich ist die Dimension ungefähr Zehntausend solcher Arbeitsplätze in der plassend produzierenden Industrie.

00:21:33: Ja, das ist von der Wertschöpfung bedeutungsvoll.

00:21:36: Und wir sind sehr froh, dass wir das im internationalen Standortwettbewerb bis jetzt so erfolgreich verteidigen konnten.

00:21:42: Müssten wir auch in Österreich noch mehr zur Absicherung der zukünftigen Versorgung tun?

00:21:47: Ich glaube, wenn die Regularien, die wir momentan etabliert haben, in Österreich bestehen könnten, dann wäre das schon ein Vorteil.

00:21:53: Man muss dazusagen, es gibt momentan in den europäischen Regularien eine Elemente im Fluss, die auch national eine Implementierung finden müssen.

00:22:02: Und dort wäre es jedenfalls hinanzuhalten, dass wir von den europäischen Regularien Beschränkungen bekommen, die gegen die effiziente Art, wie wir momentan Plasma aufbringen und produzieren.

00:22:14: stehen würden.

00:22:15: Ich glaube, es sollte so sein, dass Österreich sehr viel selbstbewusster als Rollenmodell für Europa agieren sollte, statt ein bisschen wenig hinterfragt, vielleicht auch europäische Regularien mit Goldplating für Österreich übernehmen zu wollen.

00:22:29: Wir haben schon gesprochen über die Forschung an künstlichen Alternativen zu Blutplasma.

00:22:38: Wie sehen Sie diese Entwicklung in den nächsten Jahren Jahrzehnten?

00:22:41: Wie wichtig ist das und was wird untenommen?

00:22:44: Ich habe vorher schon angesprochen, es gibt tatsächlich einige Komponenten, die man aus dem Plasmon mittlerweile biotechnologisch herstellen kann.

00:22:51: Aber das geht nur dort, wo man genau das einzelne Protein kennt, dass diese Funktion im Körper wahrnimmt.

00:22:57: Bei MungoBrain ist das ganz anders.

00:22:58: Der Patient, der diese Antikörper bekommt, ist abhängig davon, dass er von möglichst vielen Spendern diese Antikörper bekommt, die unterschiedlichste Infektionen durchgemacht haben, die unterschiedliche Impfungen empfangen haben.

00:23:10: Diese Vielfalt des Antikörper-Spektrums ist entscheidend für die Wirksamkeit dieser Immungrublinie.

00:23:15: Und deswegen ist das biotechnologisch sicher gar nicht darstellbar.

00:23:18: Das ist nicht eine Frage von wenigen Jahren, sondern wenn irgendwas eine von Jahrzehnten, ich werde dort nicht mehr dabei sein.

00:23:25: Wenn ich ergänzen darf zu dem, was du alles völlig korrekt gesagt hast, wir spiegeln ja mit unseren Infusionen wieder das immunologische Gedächtnis von tausenden Menschen.

00:23:36: Das sind quasi Leihantikörper, die das immunologische Gedächtnis von allen Spendern und Spenderinnen an die Betroffenen weitergeben.

00:23:47: Und das ist das wertvolle in der Infektionsabwehr für die Kranken.

00:23:53: Was kann jetzt jeder und jede von uns Einzelnen dazu tun, um zur Versorgungssicherheit beizutragen, Frage an beide?

00:23:59: Vielleicht, Frau Prof.

00:24:02: Eine der Möglichkeiten ist im persönlichen Umkreis, um das Plasmaspenden gebraucht zu werden, dass es sicher ist, Plasma zu spenden und Menschen, die gewillt sind, sich dieser Prozedur regelmäßig zu unterziehen?

00:24:21: dazu motivieren, auch wirklich dran zu bleiben.

00:24:26: Das sehe ich ganz genau gleich.

00:24:27: Sie haben vorher selber gesagt, sie wussten, dass man Blut spenden kann, aber nicht, dass man Plasma spenden kann.

00:24:32: Tatsächlich ist es so, dass es Patienten gibt, die Blutkomponenten brauchen, es gibt Patienten, die Plasma-Derevate brauchen.

00:24:38: Das heißt, die Spende ist von der ethischen Motivationslage in beiden Fällen gleich wichtig.

00:24:44: Und dieses Jungtimieren, dass Plasma mit einem Geschäft und der Anführungszeichen verbunden ist, das wird der Aufgabe der Patientenversorgung nicht gerecht.

00:24:54: Und deswegen ist es ganz wichtig, das weiter zu kommunizieren, weil Beginn tut der ganze Prozess mit einem willigen Plasmaspender.

00:25:02: Und von denen brauchen wir heute und morgen und kontinuierlich viele.

00:25:10: Dann danke ich Ihnen ganz, ganz herzlich.

00:25:11: Danke auch für die Aufklärung.

00:25:13: Ab viel gelernt heute.

00:25:15: Wenn Sie, meine Damen und Herren, noch mehr zu dem Thema erfahren oder selbst Plasmaspenden möchten, bitte schauen Sie in unsere Show Notes.

00:25:21: Dort finden Sie noch interessante Links.

00:25:23: Danke für Ihre Aufmerksamkeit.

00:25:25: Bleiben Sie gesund!

Neuer Kommentar

Dein Name oder Pseudonym (wird öffentlich angezeigt)
Mindestens 10 Zeichen
Durch das Abschicken des Formulars stimmst du zu, dass der Wert unter "Name oder Pseudonym" gespeichert wird und öffentlich angezeigt werden kann. Wir speichern keine IP-Adressen oder andere personenbezogene Daten. Die Nutzung deines echten Namens ist freiwillig.